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Einfach nur Abschalten

Am Abend des schwül-heissen 19. Juni versammelte sich eine Schar von rund 40 fröhlich gelaunten Freiwilligen am Bahnhof Effretikon, um mit der Organisatorin des Anlasses, Evelyne Haymoz und Pfarrer Koni Müller eine Aufführung im Casinotheater Winterthur zu besuchen. Dort stand folgendes und als Komödie bezeichnetes Werk auf dem Programm: Abschalten, die Business Class macht Ferien (nach dem Buch von Martin Suter).

Es handelt von einem typischen und gemäss seiner Selbsteinschätzung erfolgreichen Manager, dem sich in den Ferien die existenzielle Frage stellt: Wie gebe ich Frau und Kindern und gleichzeitig der Firma während den Ferien auf einer Finca in Mallorca das Gefühl, nur für sie da zu sein – denn seiner Meinung nach wären  sie ohne sein Dazutun dem Untergang geweiht. Er ist nämlich der Ansicht, er sei unentbehrlich und setzt dabei all die heute in den Firmen üblichen Methoden gegen Stress, Burn-outs und für Teambildung ein: Ein Assessment und ein Event folgen dem anderen, gepaart mit teilweise kläglichen Versuchen, sich sportlich zu betätigen – ausgezeichnet interpretiert durch die 5 Darsteller (Alexandra Seefisch, Esther Gemsch, Markus Merz, Max Gertsch und Siegmund Tischendorf). Auf den ersten Blick eine packende Komödie, welche die Zuschauer im vollen Saal des Casinotheaters mit viel Situationskomik und schrägen Szenen immer wieder zum Lachen bringt.

Im Grunde genommen wurde aber eine Tragödie gezeigt, wie sie in der Realität x-fach vorkommt. Das feudale Strandleben wie auch der Führungsstil des Managers sind nur Fassade, denn sowohl seine Familie wie auch seine Führungskräfte kommen sehr gut auch ohne ihn zurecht. Mit Schrecken stellt er fest, dass seine Frau eigene Wege geht und dass die Firma auch ohne ihn bestens läuft. Dieser Erkenntnis begegnet er absolut herzlos, denn Menschlichkeit ist für ihn ein Fremdwort und ein Zeichen der Schwäche. Nur bei der von den fünf Schauspielern absolut spitzenmässig gespielten Schluss-Szene in einem russischen Lokal  merkt der Zuschauer, dass der kompetente Manager irgendwo tief in sich einen Rest von Menschlichkeit besitzt: leider nur dank zu viel Wodka, denn er ist schon kurz danach wieder irgendwie ein armes Schwein!

Die Freiwilligen-Gruppe hat den Abend mit dem eindrücklichen Stück und mit feiner Zwischenverpflegung absolut genossen. So gings trotz später Stunde beschwingt wieder Richtung Bahnhof und heimwärts – nicht ohne den Verantwortlichen des Anlasses für diese tolle Form von Wertschätzung der Freiwilligenarbeit zu danken.

Die oben beschriebe Aufführung steht übrigens ab dem 19. Dezember wieder auf dem Programm des Casinotheaters Winterthur.