München – Premiere über Premiere
Am dritten Adventswochenende war es soweit: Mit kleinem Gepäck und noch dem bisher milden Winterwetter entsprechend gekleidet gings am Morgen Richtung Bahnhof, dann ab Winterthur auf dem reservierten Platz mit dem ICE Richtung München. Dort wollte ich ja meine Verwandten treffen und gleichzeitig erstmals die Stadt München und den Christkindlmarkt kennenlernen. Eine Premiere also – und das in jeder Beziehung! Es fing schon im Allgäu an, als ich in der Umgebung von Buchloe den ersten Schnee dieses Winters liegen sah. In München angekommen merkte ich schnell, dass es hier um einiges kälter und viel nässer war als noch daheim. Gottlob hatte ich ein Hotelzimmer ganz in der Nähe des Hauptbahnhofes gebucht, wo ich Alles Nötige zur Verfügung hatte, was eine Städtereisende so braucht. Und gottlob hatte ich zusätzliche Winterbekleidung und den Schirm in meinem Gepäck.
Warm verpackt und mit meinem roten Regenschirm mit den weissen Kreuzen gings dann zu Fuss los Richtung Stachus (Karlsplatz). Dort, wo im Sommer Grün- und Blumenanlagen sowie Springbrunnen zum Verweilen einladen, ist im Winter eine Eisbahn eingerichtet. Trotz des nasskalten Wetters war sie gut besucht. Durchs Karlstor gings dann in die belebte Fussgängerzone mit den eindrücklichen und weihnachtlich geschmückten Bauten und Geschäften. Dort, wo der Christkindlmarkt begann, standen die Stände weihnächtlich dekoriert und feine Gerüche verbreitend in allen Strassen und Gassen. Entsprechend dichter wurde auch die Ansammlung an Menschen, welche sich einen Weg bahnten und ebenfalls einen Blick auf die Angebote erhaschen wollten. Ich hatte das Gefühl, es seien nicht nur sehr viele Schweizer sondern die ganze Welt am Münchner Christkindlmarkt.
Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt auf dem Marienplatz vor dem Rathaus machte ich noch Abstecher ins Kaufhaus Oberpollinger mit seinen teuren Markengeschäften sowie in die Michaelskirche und in den Frauendom, der mich auch innen mit der unerwarteten Schlichtheit des klassischen Baustils sehr beeindruckt hat – dies auch als Gegenstück zu den zahlreichen barocken und pompösen Bauten aus früheren Zeiten. Dank dem Schweizer Regenschirm hatten meine Verwandten keine Mühe, mich in der Menschenmenge ausfindig zu machen und gemeinsam gings zu Fuss weiter durch die Münchner Innenstadt: dies nicht, bevor wir noch den Posaunenbläsern und dem Chor auf dem Balkon des Rathauses zugehört hatten.
Nach einem wärmenden Zwischenhalt in einer der feinen Konditoreien Münchens konnte ich noch von vielen der an jeder Ecke vorhandenen Sehenswürdigkeiten sowie von den einladenden Geschäften und Einkaufspassagen Münchens einen Blick erhaschen: Theatinerkirche, Feldherrenhalle, Opernhaus, Hofbräuhaus, Einkaufspassage „5 Höfe“, die gediegenen Lokale des auf dem Fernsehen bekannten Starkochs Alfons Schuhbeck usw. usw.. Eine Unmenge an Eindrücken hatte ich gesammelt, bevor wir uns vor dem Ende dieses Tages noch kulinarisch verwöhnen liessen.
Nach einem feinen Frühstück begann der nächste Tag mit einer Sightseeing-Tour – des kalten Wetters wegen per Auto. Und wieder war es eine unendlich grosse Fülle an neuen Eindrücken für Augen und Ohren bei der Fahrt vorbei an Orten und Bauten, die ich bisher nie live gesehen hatte: Fernsehturm, Olympia-Stadion, BMW-Turm mit BMW-Welt für Autofreunde aus aller Welt, Allianz-Arena (wo der FC Bayern bei roter Beleuchtung und 1860 München bei blauer Beleuchtung spielen), Kunstakademie, Pinakotheken, Siegestor, Residenz der Bayrischen Staatsregierung, Ludwigstrasse – um nur einige zu nennen. Beim Schloss Nymphenburg haben wir trotz Kälte einen Zwischenhalt eingelegt und ich konnte einen kleinen Einblick in diese herrliche Anlage geniessen. Irgendwann auf dieser Tour war dem Akku meiner Digitalkamera die Puste ausgegangen. So konnte ich mich für den Rest des Tages aufs Hinsehen und Zusehen konzentrieren. Mit weiteren Spaziergängen durch verschiedene Strassen und Märkte der Münchner Innenstadt lernte ich wiederum bisher Unbekanntes kennen. Eindrücklich war dabei u.a. das Glockenspiel vom Rathausturm mittags um 12 Uhr, welches die zahlreichen Besucherinnen erfreute und belustigte – besonders als der Habsburger von einem bayrischen Feldherrn besiegt bzw. mit der Lanze vom Pferd gestossen wurde.
Danach gabs nochmals ein köstliches Essen im Kreise der durch Kinder und Enkelkinder erweiterten Familie. Für mich als Schweizerin, die üblicherweise an regelmässige und dafür kleinere Portionen gewöhnt ist, werden die zünftig-bayrischen Portionen ebenfalls nachhaltig in Erinnerung bleiben. Auf alle Fälle hatte ich beim Gedanken an die Hungernden dieser Welt fast ein schlechtes Gewissen, am Ende einen grösseren Teil meines Zwiebelrostbratens wieder zurückgeben zu müssen – weil einfach nichts mehr Platz hatte in meinem Magen.
Mit einem entsprechend gut gefüllten Magen und einer Flut von Erinnerungen an zwei eindrückliche Tage in der in ihrer Art einzigartigen Grossstadt München gings dann gegen Abend mit dem ICE wieder heimwärts – mit der Gewissheit, dass dies zwar der erste aber nicht letzte Besuch dieser Stadt gewesen war. Grüne Parks und blühende Gärten werden mir sicher in der wärmeren Jahreszeit neue Eindrücke vermitteln.
Hier ein paar meiner Schnappschüsse.