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Ohne Wolken wie über den Wolken

Vergangene Woche traf ich mich mit meiner ebenfalls mit dem EC aus München angereisten Schwägerin für einen Tag in Lindau am Bodensee. Lindau deshalb, weil dieser Ort etwa in der Mitte unserer Wohnorte liegt und weil wir ihn bisher kaum näher kannten: wie denn auch bei Zwischenhalten des EC oder beim Vorbeifahren auf der Autobahn.

Schon die Anreise war ein Genuss, zumal wir für unser Vorhaben nach vielen kühlen und regnerischen Tagen echtes Wetterglück hatten. Vom dem auf der Lindauer Insel gelegenen und im Jugendstil gebauten Lindauer Hauptbahnhof, dessen Eingangshalle unter Denkmalschutz steht, gelangten wir in wenigen Schritten zur Seepromenade. Von dort hatten wir einen herrlichen Blick auf den Lindauer Hafen und seine Wahrzeichen wie z.B. den alten Mangenturm und vor allem auf den Bayerischen Löwen und den Leuchtturm am Eingang zur Hafenanlage.

An diesem sonnigen Tag waren zahlreiche Schiffe unterwegs, welche Rundfahrten mit verschiedenen Destinationen am Bodensee anboten. Wir entschlossen uns spontan für die einstündige Rundfahrt im Bregenzer Seebecken, auf der wir – vorbei an Villen und Herrschaftshäusern – auch mehr über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Natur und der Kultur an den Ufern zwischen Lindau und Bregenz erfuhren. Auf alle Fälle war diese Stunde schnell vorbei und wir machten uns auf den Weg, um die wunderschönen Uferwege und die Kulturgüter der Altstadt näher zu betrachten. Dem Seeufer entlang mit dem Römerbad und dem Segelhafen gelangten wir zu Teilen der alten Stadtmauer und durch kleine idyllische Gassen mit Pflastersteinen ins eindrückliche Zentrum der Altstadt.

Auf dem grossen Kirchplatz beeindruckte uns besonders die im 12. Jahrhundert im romanischen Stil gebaute evangelische Kirche St. Stephan mit ihrer beruhigenden Schlichtheit; ganz im Gegensatz zur prunkvoll-pompösen Marienkirche im überladenen Barockstil. Vorbei an mittelalterlichen Brunnen und Häusern sowie am wunderschönen alten Ratshaus mit seiner eindrücklichen Fassade gelangten wir zur Maximilianstrasse mit ihrer Fussgängerzone. Dort gönnten wir uns bei herrlichem Sonnenschein im Strassencafé des Hotels Insel eine längere Verschnaufpause – und mit einem Mal erinnerte sich meine Schwägerin daran, dass sie mit ihrer Familie vor bald 30 Jahren genau hier logiert hatte, als sie zur Feier eines runden Geburtstages meines Mannes in die Schweiz fuhren.

Im letzten Stück unseres Rundganges gings wiederum durch alte Gassen mit ihren Sehenswürdigkeiten und liebevoll geschmückten Häusern und Geschäften. Nicht mehr weit vom Bahnhof stiessen wir nochmals auf Teile der alten Stadtmauern und gelangten zur ältesten Kirche der Insel, nämlich zu der um das Jahr 1000 herum gebauten Peterskirche. Und nach einem kurzen Abstecher an die Seepromenade endete dieser gemeinsame Tag wo er begonnen hatte: bei den Bahngeleisen, wo schon bald der EC Richtung München einfahren sollte. Von dort aus konnte man das wunderschöne Postgebäude, in dem auch die Stadtbücherei untergebracht ist, bewundern. Keine Antwort haben wir dabei auf die Frage gefunden, wer die Frauenfigur auf dem Dach dieses Gebäudes ist, mit einem Zweig in der einen und so etwas wie einer kleinen Trompete in der andern Hand.

Zusammengefasst kann man sagen: Die Insel ist jederzeit eine Reise wert, denn es gäbe noch viel zu entdecken, zumal wir nur einen Teil der Insel gesehen haben. Wir fühlten uns an diesem Tag auf jeden Fall auch ohne Wolken so ähnlich wie über den Wolken; besonders auch deshalb, weil ich kurz vor der Abfahrt meines Zuges Richtung Zürich noch auf den Leuchtturm gestiegen bin und die ganze Herrlichkeit von oben betrachten konnte. Das ist auch der Grund, dass ich als Hintergrundmusik des Flashvideos über unseren Inselbesuch das entsprechende Lied von Reinhard Mey heruntergeladen habe.